von Thomas Ehlke, Allgemeine Zeitung Alzey
Die Republik steuert auf einen eklatanten Versorgungsengpass bei Hausärzten zu. Davon werden auch der Landkreis Alzey-Worms und die Stadt Worms nicht verschont bleiben. Auf diese Formel lassen sich die im von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) herausgegebenen Kreisatlas zur vertragsärztlichen Versorgung der Kreisregion Worms/Alzey-Worms enthaltenen Zahlen bringen.
Engpass in Gemeinden
Demnach sind in den nächsten sieben Jahren 48 Prozent aller Hausarztpraxen im Landkreis mit Nachfolgern zu besetzen, in der Stadt Worms sind es gar 53 Prozent. Dabei geht der Trend klar zu Gemeinschaftspraxen. Für Einzelpraxen gibt es kaum Interessenten. Dadurch, so die KV, sei vor allem die hausärztliche Versorgung in Gemeinden wie Armsheim, Gau-Bickelheim, Ober-Flörsheim und Bechtheim gefährdet. Doch nicht nur dort. „Besonders muss auch die Situation in den Verbandsgemeinden Monsheim, Wöllstein und der Stadt Osthofen im Auge behalten werden. Auch dort müssen bis 2020 voraussichtlich für alle Hausärzte Nachfolger gefunden werden“, heißt es in der 68-seitigen Broschüre der KV wörtlich. Gelingt dies nicht, steht die wohnortnahe medizinische Versorgung von mehr als 30 000 Menschen auf der Kippe.
Das bedeutet für die Menschen weitere Wege zum nächsten Hausarzt. Bislang sind die relativ kurz. Die durchschnittliche Fahrdistanz zum nächstgelegenen Hausarzt beträgt im Kreis derzeit 1,2 Kilometer. 83 Prozent der Bevölkerung können ihren Arzt in bis zu maximal 2,5 Kilometer Umkreis erreichen. Nur weniger als ein Prozent müssen mehr als fünf Kilometer zurücklegen, um zu ihrem Arzt zu kommen. In Worms sind die Wege zu den Hausärzten noch kürzer und betragen im Schnitt 700 Meter.
Im Landkreis gibt es 91 Haus- und 87 Fachärzte, in Worms 51 Haus- und 109 Fachärzte. Nur noch weniger als die Hälfte der niedergelassenen Ärzte sind in der klassischen Form der Einzelpraxis tätig. „Die zugelassenen Vertragsärzte schließen sich zunehmend in örtlichen oder überörtlichen Berufsausübungsgemeinschaften oder medizinischen Versorgungszentren zusammen, um durch diese Organisationsmodelle organisatorische wie wirtschaftliche Synergien zu erzielen“, so der KV-Atlas. So arbeiten von den rund 170 zugelassenen Ärzten im Landkreis nur 81 in einer Einzelpraxis.
Was bei der drohenden ärztlichen Versorgungslücke ebenfalls eine Rolle spielt, ist die Altersstruktur der Kassenärzte. Das mittlere Alter der Haus- und Fachärzte beträgt im Landkreis 52 bzw. 53 Jahre und in der Stadt Worms sogar 54 bzw. 57 Jahre. Bei der Suche nach „Nachrückern“ wird die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage deutlich. Bei 501 in Rheinland-Pfalz ausgeschiedenen Hausärzten im Jahr 2011 gab es lediglich 239 neue Zulassungen neuer Hausärzte.
Mehr über 80-Jährige
Die geringer werdende Zahl an Ärzten sieht sich jedoch einer deutlich steigenden Zahl an älteren Patienten gegenüber. Bis 2030 wird der Anteil der über 80-Jährigen im Kreisgebiet um 45 und mehr Prozent steigen. In der Stadt Worms wird der Anteil dieser Altersgruppe an der Bevölkerung um 30 bis 45 Prozent zunehmen. Das wiederum bedeutet einen höheren Versorgungsaufwand für die Ärzte, da ältere Menschen nicht selten an einer Vielzahl von chronischen Krankheiten leiden.
Siehe auch Original-Artikel der Allgemeinen Zeitung: http://www.allgemeine-zeitung.de/region/alzey/landkreis-alzey-worms/13615664.htm