Samstag, 02. Februar 2013 16:40 Uhr
URL: http://www.allgemeine-zeitung.de/region/alzey/alzey/12799903.htm
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02.02.2013 – ALZEY
In der Region Alzey kümmern sich acht Ärzte um lindernde Versorgung Schwerstkranker. Angesichts des demografischen Wandels rückt die palliativmedizinische Versorgung Schwerkranker zunehmend in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Wir sprachen mit Dr. Friedel Rohr vom Gesundheitsnetz Alzey über Möglichkeiten der ambulanten Versorgung.
Herr Dr. Rohr, was ist das Ziel der Palliativmedizin?
Palliativmedizin wird als „Lindernde Medizin“ bezeichnet. Darunter versteht man die Behandlung eines Patienten, der sich im Endstadium einer nicht heilbaren Erkrankung befindet. Hier steht im Vordergrund das Lindern schwer belastender Symptome. Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) ist seit 2007 eine vom Gesetzgeber vorgesehene Leistung für schwerstkranke Patienten. Hierzu wurden entsprechende Weiterbildungsrichtlinien sowohl für die Pflegekräfte (Palliative Care) als auch für die Ärzte (Zusatzbezeichnung: Palliativmedizin) erlassen. Die SAPV versteht sich als Ergänzung zur allgemeinen Palliativversorgung. In der Region Alzey sind wir derzeit acht Allgemeinärzte mit der Weiterbildung zum Palliativmediziner.
Wie ist sicher gestellt, dass Patienten auch zu Hause, in ihrer gewohnten Umgebung, gut versorgt werden können?
In der Region Alzey-Worms haben wir im Juni 2009 unseren „Verein zur Förderung der ambulanten Palliativversorgung Rheinhessen-Pfalz“ gegründet. Seit Beginn bieten wir für die in unserer „SAPV“ eingeschriebenen Patienten neben der intensiven Betreuung durch regionale Palliativfachkräfte von pflegerischer und auch ärztlicher Seite einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst an, sodass in der von uns zu betreuenden Region (250 000 Einwohner in Alzey-Worms, VG Kirchheimbolanden, Oppenheim-Nierstein) immer eine entsprechende palliativ-medizinische Fachkraft zur Verfügung steht. Wir kooperieren eng mit dem Hausarzt der Patienten sowie den regionalen Pflegediensten, ebenso mit dem Klinikum Worms, der Palliativstation im DRK-Krankenhaus Alzey sowie dem Hospizverein Dasein.
Die Krankenkassen finanzieren ja bereits die SAPV, die spezialisierte ambulante Palliativversorgung. Gilt dies auch im Raum Alzey?
Zu Beginn unserer Tätigkeit als Palliativmediziner im Juni 2009 gab es zwar bereits die gesetzliche Verpflichtung für die Krankenkassen, eine entsprechende SAPV-Versorgung zu finanzieren. Dennoch mussten wir bis zum Abschluss des rheinland-pfälzischen Rahmenvertrags im Juni 2011 überwiegend ehrenamtliche Arbeit verrichten. Die Privatkassen sowie die Berufsgenossenschaften haben von Anfang an die SAPV-Versorgung unterstützt.
Welche Professionen sind im hiesigen SAPV-Netzwerk vertreten?
16 Palliativmediziner (Allgemeinmediziner, Internisten mit Weiterbildung und Abschlussprüfung), 14 Palliative Care-Pflegedienste (mit entsprechend weitergebildeten Pflegekräften). Ein Palliative-Care-Team besteht aus einem Palliativmediziner sowie einer Palliativ-Care-Schwester. Regelmäßig finden Fallbesprechungen und Qualitätszirkel statt.
Wie kann man sich in das SAPV-Programm einschreiben, wenn man Patient ist?
Der Hausarzt des erkrankten Patienten (oder die Palliativstation des Krankenhauses) nimmt die Einschreibung vor. Diese Verordnung der SAPV-Betreuung muss auf einem speziellen Formular erfolgen, das an die Krankenkasse weitergeleitet wird. Gleichzeitig erfolgt Info an das SAPV-Zentrum in Worms (Praxis Dr. Burkhard). So kann innerhalb kürzester Zeit die SAPV-Versorgung aufgenommen werden. Bei jedem neu eingeschriebenen Patienten wird dann direkt ein „Eingangs-Assessment“ durch den Palliativmediziner sowie die Palliative-Care-Kraft durchgeführt. Die Dokumentation erfolgt internetbasiert und anonymisiert. Weitere Informationen zu unserem Verein auf der Seite http://www.sapv-rhh-pf.de.
Das Interview führte Kathrin Damwitz.
Siehe auch Direktlink zur Allgemeinen Zeitung: http://www.allgemeine-zeitung.de/region/alzey/alzey/12799903.htm