Infotag soll über kaum bekannte chronische Muskelerkrankung aufklären
Schmerzen am ganzen Körper, eine nicht enden wollende Müdigkeit, Darmprobleme und dann auch noch diese beängstigenden Schwindelanfälle. Aber das Schlimmste: Es fehlt die richtige Diagnose. Offiziell sind 0,6 bis vier Prozent der Bevölkerung an Fibromyalgie erkrankt, doch die Dunkelziffer der Menschen, die mit der chronischen Muskelerkrankung zu kämpfen haben, liegt weitaus höher. Das Problem: Es gibt keine Laborwerte oder Röntgenuntersuchungen, die eine Diagnose mit Zahlen oder Bildern untermauern.
Aufklärungsbedarf enorm
„Es handelt sich viel mehr um eine symptomorientierte Diagnostik“, erklärt Dr. Friedel Rohr. Der Mediziner mit Praxis in Framersheim befasst sich schon seit 15 Jahren mit der Fibromyalgie. „Ich habe rasch gemerkt, dass sich viele mit dieser Krankheit gar nicht auskennen.“ Den Patienten fehlen oft die Ansprechpartner. „Das kann ich nicht verstehen“, ärgert sich Rohr. Aus diesem Grund hat er die Schirmherrschaft und Moderation des Fibromyalgietages anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Fibromyalgiegruppen Alzey und Umgebung übernommen. Denn der Aufklärungsbedarf ist enorm.
Viele Menschen kommen in seine Praxis und sind verzweifelt. Sie haben eine typische Patientenkarriere mit vielen Diagnosen und noch mehr Untersuchungen hinter sich – geholfen hat nichts. Zwar gibt es das Krankheitsbild der Fibromyalgie schon länger, „aber früher wurden auch sehr aktive Kinder einfach als Zappel Philipp abgetan und erst im Laufe der Zeit hat man festgestellt, dass sie ADHS haben“, schildert Rohr.
Diagnostiziert wird Fibromyalgie, ähnlich wie Rheuma, nach einem Punktesystem. Zuerst werden verschiedene Zonen des Körper auf eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit getestet. Je mehr Zonen wie Nacken, Rücken, Schultern, Beine oder der Hüfte weh tun und als Schmerzdruckpunkt (Tender-Point) bewertet werden, deste mehr Punkte gibt es. Hinzu kommen der Schweregrad des Schmerzes an jedem Punkt und die Anzahl der Symptome wie Zittern, Müdigkeit oder Schwindel – insgesamt sind es über 144. Häufig gesellen sich zur Fibromyalgie auch Depressionen. „Diese sind aber als Begleiterscheinung anzusehen und dementsprechend zu behandeln“, betont Rohr. Primär müsse eine Schmerztherapie verordnet werden. „Oft landen diese Patienten aber beim Psychologen“, sagt Rohr. Das sei jedoch der falsche Ansatz. Die Depressionen müssen begleitend behandelt werden. Viel wichtiger ist die Behandlung mit Schmerzmitteln.
Quelle: http://www.allgemeine-zeitung.de/region/alzey/alzey/13171160.htm